2016-01-07

Am 19. Tag der Weihnachtszeit...

[On the 19th day of Christmas...]

Angesichts der zahlreichen Vorgänge in Syrien ist die Ukraine im Westen nicht länger ein Diskussions-Thema. In Rußland wird das Thema weiterhin stark diskutiert, die Ukraine ist weiter ein größeres Problem, das am Horizont dräut. 1,5 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine suchen ihren neuen Lebensort in Rußland, ohne jede Absicht, in die Überreste ihres Landes zurückzukehren. Demgegenüber ist die Ukraine für die USA und für die EU inzwischen schlicht ein weiteres peinliches Scheitern ihrer Außenpolitik; je weniger das thematisiert wird, desto besser.

Währenddessen befindet sich die Ukraine im vollständigen Kollaps - in allen seinen glorreichen fünf Stufen - und sie bereitet die Bühne für einen Ukraine-Albtraum in der Vorweihnachtszeit, oder kurz danach.

Stufe 1. Was die Finanzen betrifft, so ist die Regierung der Ukraine seit ein paar Tagen im Zustand des Staats-Bankrotts. Der IMF sah sich gezwungen, seine eigenen Regeln zu brechen, um das Land an der finanziellen Herz-Lungen-Maschine halten zu können, obwohl es ganz klar ein Todeskandidat ist. Dieser Vorgang ließ Rußland vor Ärger erstarren, eben jenes Rußland, das einer der größeren IMF-Anteilseigner ist; aber was macht das schon?

Stufe 2. Industrie und Wirtschaft sind auf dem Weg, zum Stillstand zu kommen, und die das Land befindet sich in einem rapiden Prozeß der De-Industrialisierung. Früher fand sein Handel überwiegend mit Rußland statt; das ist jetzt vorbei. Die Industrie produziert nichts, was die EU brauchen könnte, vielleicht mit Ausnahme von Prostituierten. Kürzlich hat die Ukraine damit begonnen, ihr Ackerland zu verkaufen. Das ist illegal, aber angesichts der Geschehnisse in diesem Lande ist der Begriff "illegal" zum Komödien-Stoff geworden.

Stufe 3. Politisch ist die Regierung der Ukraine eine totale Farce. Ein großer Teil der Regierung ist per Nachtflug eingeschleusten Ausländern überantwortet worden, wie dem früheren Präsidenten Georgiens, der in seinem Land ein gesuchter Krimineller ist, und dem sein Heimatland kürzlich die Staatsbürgerschaft aberkannt hat. Das Parlament ist besetzt mit Kriminellen, die ihren Sitz gekauft haben, um Immunität vor Strafverfolgung zu erlangen, und die ihre Zeit im Parlament mit Krakeelereien und Schlägereien zubringen. Premierminister Jatsenjuk wurde kürzlich mit einem Griff zwischen die Beine vom Rednerpult weggetragen; welche Würde strahlt das aus? Er schien wenig beeindruckt. Wo hat er seine Eier? Vielleicht bewahrt sie Victoria Nuland drüben im US-Außenministerium in einem Marmeladenglas für ihn auf. - Derartige Aktionen auf youtube anzusehen mag Spaß machen; aber sie zeigen eine traurige Wirklichkeit: diejenigen, die die Ukraine "leiten" (falls der Ausdruck noch der richtige sein sollte), sind nur an einer einzigen Sache interessiert: zu stehlen, was noch übrig ist.

Stufe 4. Die ukrainische Gesellschaft (falls der Ausdruck zutreffend sein sollte) ist in eine ganze Anzahl von Fraktionen gespalten, die sich miteinander im Krieg befinden. Das war bis zu einem gewissen Grad unvermeidlich. Was passiert, wenn man Teile Polens, Ungarns, Rumänien und Rußlands zusammenpackt, ob sie es wollen oder nicht? Nun, die Ergebnisse mögen unterschiedlich ausfallen; aber wenn Sie fünf Milliarden US-Dollar aufwenden (wie es die Amerikaner getan haben), um Ukrainer gegen Rußland aufzuhetzen (also, da sie überwiegend Russen sind, gegen sich selbst), dann ist ein vollständiges Desaster garantiert.

Stufe 5. Der kulturelle Kollaps ist bereits weit vorangeschritten. Die Ukraine hatte einmal das gleiche Weltklasse-Bildungssystem wie Rußland, aber seit der Unabhängigkeit haben sie den Unterricht auf "Ukrainisch" (eine ausgedachte Sprache) umgestellt, wobei sie nicht existierende Textbücher benutzen. Die Schüler werden in gefälschter Geschichte unterrichtet, die von tollwütigen ukrainischen Nationalisten halluziniert wurde. Man erzählt ihnen, Rußland sei ein zurückgebliebenes Land, das die Ukraine zurückhält - und daß sie es verdienen, in der EU glücklich zu werden. (Vielleicht so wie die Griechen? Glückauf!) Aber inzwischen ist die Bevölkerung bis zu einem Grade verarmt, wie er außerhalb Afrikas im allgemeinen nicht zu sehen ist. Junge Menschen fliehen oder wenden sich dem Gangstertum oder der Prostitution zu, nur des puren Überlebens willen. Das ist nicht der Stoff, aus dem eine glückliche Kultur gewoben ist. Was soll es jetzt bedeuten "ein Ukrainer" zu sein? Einige Kraftausdrücke mußten an dieser Stelle gelöscht werden. Entschuldigung, daß ich gefragt habe.

Okay, hier in Kürze, was das alles bedeutet. Da derartig viel schiefläuft, war es der Ukraine nicht möglich, ausreichen Kohle- und Gaslieferungen zu sichern, die einen Puffer bilden könnten, wenn es in diesem Winter eine Kälteperiode geben sollte. Einige Wochen mit frostigem Wetter werden die Vorräte aufbrauchen - und dann werden die Wasserleitungen einfrieren, was weite Teile der städtischen Gebiete von da an unbewohnbar machen wird (denn, nochmal zur Erinnerung: es gibt kein Geld und keine nennenswerte Industrie, um die Schäden zu reparieren). Das erscheint schon schlimm genug, aber wir sind immer noch nicht ganz am Ende angelangt.

Sehen Sie, die Ukraine erzeugt mehr als die Hälfte ihrer Elektrizität mit Atomkraftwerken. 19 Nuklear-Reaktoren sind in Betrieb, 2 weitere sollen im Bau sein. Und das in einem Land, dessen Wirtschaft sich im freien Fall befindet und drauf und dran ist, das Niveau von Mali oder Burundi zu erreichen! Der Nuklear-Brennstoff für diese Reaktoren wurde von Rußland geliefert. Ein Versuch, den russischen Lieferanten durch Westinghouse zu ersetzen ist gescheitert, da Qualitäts-Problem zu einem Unfall führten. Was wird eine bankrotte Ukraine, die Rußland gerade die Rückzahlung von Milliarden an Regierungsschulden vorenthalten hat, tun, wenn die Zeit kommt, diese 19 Reaktoren mit neuem Brennstoff zu bestücken? Gute Frage!

Aber eine noch bessere Frage ist die: Werden sie überhaupt noch so weit kommen? Sehen Sie, es ist bekannt geworden, daß diese atomaren Anlagen nur die allernötigsten Wartungsarbeiten gesehen haben, da dafür das Geld knapp ist. Nun, es ist Ihnen vermutlich bewußt, aber lassen Sie es mich für alle Fälle nochmal erläutern: Ein Atomkraftwerk ist nicht eines von jenen Dingen, die man betreibt, bis irgendwas kaputt geht - um nach eingetretenem Schaden einen Mechaniker anzurufen. Es handelt sich nicht um ein "Wenn es keinen Defekt hat, kann ich es nicht reparieren" - Szenario. Es ist mehr ein "Sie haben eine Wartung versäumt, also nähere ich mich der Anlage lieber nicht" - Szenario.
Die Methode, wie man Unfällen in einer solchen Anlage vorbeugt, ist folgende: Man ersetzt alle Teile, die auf der Austausch-Liste stehen, nicht später als zu dem Zeitpunkt, an dem sie ausgetauscht werden müssen. Entweder das, oder die Anlage macht "Ka-boom!" - und allen fallen die Haare aus.

Wie nah ist die Ukraine einem größeren Nuklear-Unfall? Nun, wie sich bereits herausgestellt hat, sehr nah: Gerade kürzlich wurde ein solcher Unfall nur knapp vermieden, als einige Ukraine-Nazis eine Stromleitung in die Luft jagten, die die Krim versorgt, was einen Stromausfall auslöste, der viele Tage dauerte. Die Russen arbeiteten schnell und versorgten die Krim mit einer Leitung vom Kernland, so daß auf der Krim wieder die Lichter brennen. Aber während das geschah, verlor die Süd-Ukraine, mit 4 Atomreaktoren, ihren Anschluß an das Stromnetz, und nur durch sehr schnelles Handeln erfahrener Experten dort konnte ein Atom-Unfall abgewendet werden.

Ich hoffe, daß Sie es schon wissen, aber lassen Sie es mich für alle Fälle noch mal aussprechen: Eines der schlimmsten Dinge, die einem Atomkraftwerk passieren können, ist der Verlust der Energie-Versorgung. Ja, es stimmt: Atomkraftwerke produzieren - zeitweise - Strom, aber sie müssen jederzeit mit Elektrizität versorgt werden, um eine Kernschmelze zu vermeiden. Letzteres passierte in Fukushima Daiichi, das seither den Boden bis nach Tokio mit radioaktivem Staub verseucht hat und das immer noch radioaktive Brühe in den Pazifik entläßt.

So ist das Albtraum-Szenario für die Ukraine ganz einfach. Die Temperaturen fallen unter Null und bleiben da ein paar Wochen. Kohle- und Gas-Vorräte erschöpfen sich; Heizkraftwerke machen dicht; das Stromnetz bricht zusammen; die Kühlpumpen in den 19 Reaktoren (die, nebenbei bemerkt, vermutlich längere Zeit keine Wartung gesehen haben, als es den Vorschriften entspräche) stellen ihren Dienst ein; Kernschmelze!

Wenn Sie also vorhatten, zur diesjährigen Festeszeit ein Gebet für die Ukraine zu sprechen, sparen Sie sich die Mühe, weil das Land in einer aussichtslosen Lage ist. Aber sprechenn Sie bitte ein Gebet für die Erderwärmung! Wenn dieser Winter sehr, sehr warm bleiben sollte, könnte das "19 Fukushimas"-Szenario vielleicht gerade noch mal vermieden werden. Unmöglich ist das nicht: Wir haben einen verrückt warmen Winter nach dem anderen gesehen, und jeder neue Monat setzt einen neuen Rekord.
Die Zukunft sieht heiß aus - heiß wie "sehr warm". Lassen Sie uns beten, daß sie sich nicht auch noch als heiß herausstellt - heiß wie "radioaktiv".