2015-12-16

Lizenz zum Töten

Jakub Rozalski
[License to kill]
[Permis de tuer]

[Dies ist eine Wiederaufnahme, anscheinend zum passenden Zeitpunkt, angesichts der jüngsten amerikanischen Bemühungen, die Beziehungen zwischen der Türkei und Rußland zu vergiften. Der Abschuß des russischen Jets war ganz klar eine Brunnenvergiftungs-Maßnahme, die entweder vom Pentagon direkt angeordnet wurde, oder die zumindest mit Zustimmung des Pentagon stattfand. In einem noch folgenden Blog-Beitrag werde ich erklären, warum diese immer gleiche alte Strategie künftig nicht mehr die immer gleichen Resultate zeitigen wird, deren Auftreten die Amerikaner mit der Zeit als selbstverständlich zu erwarten gewohnt worden sind.]

Manche Menschen erfreut es, wenn man ihnen das Große Bild davon darlegt, was in der Welt im Ganzen vorgeht - so groß wie möglich. Diesen Menschen will ich gerne einen Dienst erweisen. Die größte Entwicklung des Jahres 2014 ist, grob gesagt, diese: Die Anglo-Imperialisten werden endlich aus Eurasien hinausgezwungen. Wie können wir das erkennen? Nun, hier ist das Große Bild - das größte, das ich finden konnte. Ich fand es dank Nikolai Starikov und einem Artikel von ihm, der kürzlich erschienen ist.

Also, lassen Sie uns zunächst unsere Ausdrücke definieren. Mit Anglo-Imperialisten meine ich die Kombination aus Britannien und den Vereinigten Staaten. Die letzteren haben die ersteren bei deren Scheitern übernommen und sie in ein Protektorat umgewandelt. Jetzt scheitern gerade auch die letzteren, und es gibt keine aufstrebenden neuen Anglo-Imperialisten mehr, die letztere übernehmen könnten. - Aber durch den ganzen angedeuteten Prozeß hindurch ist das Drehbuch stets das gleiche geblieben: Pseudoliberaler Pseudo-Kapitalismus für die Insider und militärische Unterdrückung und wirtschaftliche Ausbeutung für alle anderen. Noch viel spezifischer: Das Drehbuch verlangte, eine bestimmte strategische Handlungsweise auszuführen, wann immer ihre Pläne, irgendein Land zu dominieren und auszubeuten, scheiterten. Beim Rückzug tun sie alles ihnen nur Mögliche, um das Land, das sie zurücklassen, zu schädigen und zu schwächen, indem sie ihm eine dauerhafte, nässende und schwärende Wunde zufügen.
"Alle Brunnen vergiften" ist der letzte Punkt auf ihrer Checkliste für die Zeit unmittelbar vor dem Rückzug.

Als die Briten aus ihren amerikanischen Kolonien rausgeschmissen wurden, taten sie alles ihnen Mögliche, durch eine Kombination von Einfuhr-Vergünstigungen und britischer "weicher Machtausübung'", um die Plantagen-Ökonomie des US-Südens zu stärken. Dadurch halfen sie, eine Art "Anti-Vereinigte Staaten" zu etablieren - und das schlußendliche Resultat davon war der Amerikanische Bürgerkrieg.

Als die Briten aus Irland rausgeschmissen wurden, etablierten sie Belfast als eine Art "Anti Irland", was sehr viel Blutvergießen nach sich zog.

Als die Briten aus dem Mittleren Osten rausgeschmissen wurden, etablierten sie den Staat Israel, den dann die USA zu ihrem eigenen Protektorat machten, und die haben seitdem unablässig die Politik dieser Region vergiftet. (Dank an Kristina, die darauf in ihren Kommentaren hingewiesen hat)

Als die Briten aus Indien rausgeschmissen wurden, etablierten sie Pakistan als eine Art von "Anti-Indien", wodurch sie einen üblen heißen Krieg herbeiführten, dem dann der kalte Konflikt über die Region Kaschmir folgte.

Als die USA China an die Kommunisten verloren, evakuierten sie die Nationalisten nach Taiwan und etablierten dort eine Art von "Anti-China" - und sie gaben diesem Gebilde sogar den Sitz Chinas in den Vereinten Nationen.

Das Ziel ist immer das gleiche: Wenn sie einen Ort nicht dominieren können, sorgen sie dafür, daß es auch niemand anderes kann, indem sie ein Konflikt-Szenario in Gang setzen, von dem niemand hoffen kann, es je wieder aufzulösen. Wenn Sie also Anglo-Imperialisten sehen, wie sie mit großem Aufwand sehr viel Geld aufwenden, um irgendwo auf der Welt einen politischen Brunnen zu vergiften, so können Sie sicher sein, daß sie dort auf dem Rückzug sind. Einfach ausgedrückt: Sie geben nicht Massen von Geld aus, um unlösbare Probleme zu schaffen, mit denen sie sich selbst rumschlagen müßten - sie tun es immer zum Nutzen anderer.

Zeitraffer bis 2014, und was wir sahen war der Anglo-Imperialisten - Versuch, die Ukraine als eine Art von "Anti-Rußland" zu etablieren. Sie nahmen ein slawisches, überwiegend Russisch sprechendes Land, und sie gaben Milliarden Dollar aus, um dessen politische Situation so zu korrumpieren, daß die Ukrainer anfangen sollten, die Russen zu hassen. Eine ganze Zeit lang konnte ein durchschnittlicher Ukrainer ein Monats-Gehalt damit verdienen, daß er bei anti-russischen Demonstrationen in Kiew mitwirkte - und man sagte, niemand in der Ukraine nähme kostenlos an einer Demonstration teil; es werde alles vom US Außenministerium und den angegliederten "Nicht-Regierungs-Organisationen" bezahlt. Das Ergebnis haben wir in diesem Jahr gesehen: Ein blutiger Staatsstreich und ein Bürgerkrieg, der sich durch zahlreiche Bestialitäten auszeichnete. Die Ukraine ist mitten im Prozeß des wirtschaftlichen Kollapses, ihre Kraftwerke ohne Kohle, das Licht geht überall aus... während gleichzeitig Ukrainer zwangsweise als Soldaten in die Armee eingezogen und indoktriniert werden, einen Krieg gegen "die Muskoviten" führen zu wollen.

Aber, wie Sie vielleicht bemerkt haben, liefen die Dinge nicht ganz wie geplant. Erstens war Rußland erfolgreich mit einem netten kleinen Beispiel von Selbst-Bestimmung in Form der Krim: Wenn es für das Kosovo funktionierte, warum sollte es nicht auch für die Krim funktionieren können? Oh, das Anglo-Imperialisten - Establishment wünscht, diese Dinge Fall für Fall zu handhaben, und in diesem Fall sind sie nicht einverstanden? Nun, das wäre ein Doppel-Standard, oder nicht? Welt, bitte nimm zur Kenntnis: Wenn der Westen über Gerechtigkeit und Menschenrechte redet, dann macht er nur Geräusche.

Als Nächstes: Die Russen haben den Provinzen Donetsk und Lugansk im Osten der Ukraine eine gewisse Menge an Unterstützung gewährt, Waffen eingeschlossen, Freiwillige und humanitäre Hilfe. Die beiden Provinzen erklärten sich zu Volks-Republiken und kämpften erfolgreich gegen die sogenannte "Anti-Terror-Operation" der Ukraine, bis zu einem Patt und einem unperfekten, brüchigen Waffenstillstand. Sehr bedeutsam ist, daß Rußland sich absolut weigerte, sich in die militärische Auseinandersetzung hineinziehen zu lassen, daß es jede offizielle Anerkennung der Volks-Republiken vermieden hat, sich geweigert hat, eine Aufspaltung der Ukraine in Betracht zu ziehen, und daß es auf Dialog und auf einem Friedens-Prozeß besteht, selbst während die Kugeln fliegen. Putin hat erklärt, die Ukraine müsse als "zusammenhängender politischer Raum" erhalten bleiben. Auf diese Weise haben die Russen auf das Etablieren einer Art von "Anti-Rußland" in Form der Ukraine durch die Anglo-Imperialisten damit reagiert, daß sie eine Art von "Anti-Ukraine" in Form der Volksrepubliken Donetsk und Lugansk etabliert haben, wodurch sie den Versuch der Anglo-Imperialisten, einen Krieg zwischen der Ukraine und Rußland auszulösen, zurückgewiesen haben.

Ihnen ist womöglich auch aufgefallen, daß die Anglo-Imperialisten sehr, sehr ärgerlich geworden sind. Sie haben alles in ihrer Macht stehende getan, um Rußland zu dämonisieren, indem sie etwa Putin mit Hitler verglichen und so weiter. Sie sind so verärgert, weil sich für sie alles um's Geld dreht, und sie haben nicht bekommen, wofür sie bezahlt haben. Wofür die Anglo-Imperialisten bezahlten, als sie die Ukrainische politische Situation korrumpierten, das war ein Sitz in der ersten Reihe am Ring bei einem Kampf zwischen der Ukraine und Rußland. Was sie aber stattdessen kriegten, das ist ein zweibeiniger Hocker bei einer Kneipen-Schlägerei zwischen Ost- und West-Ukraine.

Die Ost-Ukraine steht für ein Viertel der ukrainischen Wirtschaftsleistung, sie produziert den größten Teil der Kohle, der vormals die Lichter im Rest des Landes am Leuchten hielt, und dort ist der größte Teil der Industrie, der die Ukraine zu einer Industrie-Nation machte. Die West-Ukraine hat ihr Zentrum auf einem unglücklichen, kleinen Rumpf-Gebiet Galiziens, wo der politische Boden sehr fruchtbar ist für den Anbau von Neo-Nazis. Also, Milliarden zu bezahlen, um ein paar Ukrainer ergebnislos miteinander kämpfen zu sehen, wobei Rußland Gelegenheit erhält, den Friedensbringer zu spielen, ist nicht gerade, was die Anglo-Imperialisten wollten, und sie sind deshalb absolut außer sich vor Wut. Wenn sie schon nicht den Krieg kriegen, für den sie bereits bezahlt haben, dann werden sie sich darauf beschränken, ihre Verluste zu begrenzen, ihre Sachen packen, abziehen und dann tun, was sie immer tun: Vorgeben, das betreffende Land existiere überhaupt nicht, was, wie sich die Dinge in der Ukraine entwickeln, auch fast der Wirklichkeit entsprechen könnte.

Beachten Sie, daß sich zurückziehen und so zu tun, als ob der Ort nicht existiert, etwas ist, daß die Anglo-Imperialisten in letzter Zeit öfters getan haben. Als sie den Irak verließen, gelang es ihnen, eine Art von "Anti-Irak" in der Form des irakischen Kurdistans zu etablieren, aber die ganze Sache explodierte ihnen unter ihren Händen. Ihre Versuche ein "Anti-Syrien" oder ein "Anti-Libyen" zu etablieren, starben in ihrer frühen Kindheit, und was Afghanistan betrifft, so scheinen sie überhaupt keinen Plan zu haben, außer es wäre der, jedes einzene Scheitern, das die Soviets dort bewerkstelligten, so sorgfältig und so vollständig wie möglich zu wiederholen.

Mehr noch: Es beginnt so auszusehen, als stünde ihre Vertreibung aus ganz Eurasien unmittelbar bevor. Die meisten der größeren eurasischen Player - China, Rußland, Indien, Iran, der größte Teil Zentral-Asiens - zementiert seine Verbindungen mit der Schanghai - Kooperations - Organisation, bei der die Vereinigten Staaten nicht einmal als Beobachter zugelassen sind. Was die Europäische Union betrifft, so ist die gegenwärtige Riege der EU-Politiker sehr weitgehend gekauft, und sie werden bei ihrer Pensionierung eine finanzielle Kompensation von den Anglo-Imperialisten erhalten, aber der einzige Grund, daß sie noch an der Macht sind, ist der, daß es in West-Europa viele ältere Wähler gibt, und daß ältere Menschen dazu neigen, an dem zu klammern, was sie kennen, auch nachdem es aufgehört hat zu funktionieren - für sie selbst und ganz besonders für ihre Kinder. Wenn es nach den jungen Menschen dort ginge, sähen sich die Anglo-Imperialisten einer offenen Rebellion gegenüber. Tatsächlich zeigen die Muster des Wahlverhaltens, daß ihr Verlassen dieser Region nur eine Frage der Zeit ist.

Hier eine Vorschau auf mögliche künftige Attraktionen: Auf ihrem Rückzug werden die Anglo-Imperialisten selbstverständlich versuchen, eine Art von "Anti-Europa" zu etablieren, und das offensichtliche Land der Wahl für diesen Zweck ist Britannien. Von allen europäischen Ländern ist es das von den Anglo-Vettern von jenseits des Großen Teichs am massivsten manipulierte. Es würde für die USA nur minimalen Aufwand erfordern, Britannien wirtschaftlich zu verwunden und dann eine Propaganda-Kampagne zu starten, die die Verantwortung für die schlechte wirtschaftliche Entwicklung bei den Kontinental-Europäern abladen würde. Sie bräuchten nicht einmal Übersetzer für ihre Propaganda anmieten - ein einfacher "Spell-Check" (oder dergleichen) wäre ausreichend. Und insofern täte Europa gut daran, ein "Anti-Britannien" innerhalb Britanniens zu etablieren, um sicherzustellen, daß die Bemühungen der Anglo-Imperialisten, einen großformatigen, massiv zerstörerischen, chronischen Konflikt zwischen Britannien und Europa zu provozieren, scheitern.

Und was ist die offenbare erste Wahl für ein "Anti-Britannien"? Natürlich Schottland, wo jüngst das Unabhängigkeits-Referendum scheiterte, wegen... der Aufsässigkeit der älteren Wähler. Eine Trennlinie zwischen dem Anglo-Imperium und Eurasien, die durch den English Channel / La Manche / den Ärmelkanal verliefe wäre eine Katastrophe für Europa, und sie irgendwohin westlich der Bermudas zu verschieben, wäre eine außergewöhnliche Herausforderung. Auf der anderen Seite, nehmen wir mal an, diese Linie verliefe entlang des Hadrians-Walls, mit den traditionell kriegerischen und zänkischen Schotten, die sich, bewaffnet mit den Restbeständen des Nordsee-Öls und -Gases mit dem Kontinent verbündeten, während England ein immer sehr unterwürfiger Vasall der Anglo-Imperialisten bliebe. Das würde den interkontinentallen Konflikt zu dem werden lassen, was Amerikaner gerne einen "Piß-Wettbewerb" nennen: nicht den hohen Eintrittspreis wert. Ja, es würde kämpferische Wortwechsel zwischen beiden Seiten geben, und Rangeleien und Geschrei vor der Kneipe - sogar das eine oder das andere blaue Auge und manchen gelockerten Zahn, wenn die diplomatischen Bemühungen scheitern - aber das wäre auch schon der ganze resultierende Schaden. Dieses Ergebnis sehe ich als das bestmögliche an.

Das also ist das Große Bild aus meiner Sicht, am Übergang in das Jahr 2016, das, da bin ich ganz sicher, ein höchst tumultuarisches werden wird. Nicht um eine zeitliche Voraussage zu machen (keine Sorge, so was werden Sie niemals aus mir herauskriegen!), aber 2016 könnte das Jahr sein, in dem die Anglo-Imperialisten ihren Geschäftsbetrieb auf für jedermann sichtbare Weise einzustellen beginnen. Wir wissen, daß sie ihn früher oder später einstellen müssen, weil ständiges Scheitern kein Modus des Überlebens ihres Geschäftsmodells ist. Die Bonus-Frage ist die: Was für eine Art von "Anti-Amerika" werden diese Parasiten innerhalb Amerikas etablieren, bevor sie ihren Wirtsorganismus aufgeben und sich auf ihre befestigten Rückzugs-Anlagen an geheimen Orten rund um den Globus verteilen?

Ich däche, daß sie zumindest versuchen würden, Gewinn aus ihrer teuer fabrizierten Rot/Blau-Teilung innerhalb der Vereingten Staaten zu schlagen. Diese unechte kulturelle / politische Aufteilung, mit all ihrer pseudoliberalen / pseudokonservativen Indoktrination und der Universitäts- und Kirchen-basierten Gehirnwäsche, die sie geschaffen hat, hat sie einen stolzen Preis gekostet. Sie wurde fabriziert, um den Anschein von Wahlmöglichkeit zu Wahlzeiten zu schaffen, und um zugleich sicherzustellen, das es keine wirkliche Wahlmöglichkeit gibt. Aber könnte diese Trennlinie nicht in extremerer Weise nutzbar gemacht werden? Wie wäre es, sie aufzubrezeln, indem man eine fanatische anti-homosexuelle, rassistisch-fundamentalistische Enklave irgendwo im Süden schafft? Oder vielleicht eine irgendwo im Norden, wo Sex mit Tieren Mode ist, und wo das Ansinnen heterosexuellen Geschlechtsverkehrs es nötig macht, eine spezielle Genehmigung zu beantragen, die nur ein Komitee vergeben kann, das mit Absolventen des Studienganges "Frauen-Studien" besetzt ist? Auf in den Kampf, ihr Idioten! Sehen Sie nicht, wie fantastisch das in der Praxis funktionieren könnte? Würden die Anglo-Imperialisten eine derart nette Gelegenheit verstreichen lassen, ein System von kontrolliertem Chaos zu etablieren? Ich denke: Nein!

Ich überlasse alles Weitere nun Ihrem Vorstellungsvermögen.

Frohes Neues Jahr!