[How to start a war and lose an empire]
[Comment commencer une guerre et perdre un empire]
[戦争の始め方および帝国からの逃れ方]
[Come iniziare una guerra e perdere un impero]
[Как начать войну и проиграть империю]
Vor eineinhalb Jahren schrieb ich einen Aufsatz über die Sichtweise, die sich die Vereinigten Staaten von Amerika in Hinblick auf Russland ausgesucht haben, mit dem Titel: das Bild des Feindes. Ich lebte damals in Russland, und nachdem ich die amerikanische antirussische Rhetorik und die russische Gegenreaktion beobachtet hatte, machte ich einige Beobachtungen, die zur damaligen Zeit wichtig schienen. Es stellt sich heraus, dass ich einen wichtigen Trend erkennen konnte, aber wenn man von der raschen Entwicklung seit damals ausgeht, dann sind diese Beobachtungen leider schon ziemlich veraltet, und sollen daher hier auf den neuesten Stand gebracht werden.
Damals ging es noch nicht um so bedeutende Dinge. Es gab viel Lärm um einen Herrn namens Magnitsky, einen zwielichtigen Anwalt, der verhaftet worden war und in der Untersuchungshaft starb. Er vertrat einige größere westliche Halunken, die natürlich nie gefasst wurden. Die Amerikaner beliebten das als Menschenrechtsverletzung zu behandeln und reagierten mit dem sogenannten „Magnitsky Act“ (Magnitsky-Gesetz), das bestimmte russische Individuen, die als Menschenrechtsverletzer bezeichnet wurden, mit Sanktionen belegte. Russische Gesetzgeber antworteten mit dem „Dima Yakolev-Gesetz,“ benannt nach einem russischen Waisenkind, das von Amerikanern adoptiert worden war, die seinen Tod verursachten, indem sie es neun Stunden lang in einem versperrten Auto allein ließen. Dieses Gesetz verbot, dass amerikanische Waisenkinderkiller-Unholde je wieder russische Waisen adoptieren durften. Das alles entwickelte sich zu einem dummen kleinen Melodrama.
Was für einen Unterschied eineinhalb Jahre ausgemacht haben! Die Ukraine, die sich damals noch im gleichen stetigen Prozess des Zusammenbruchs befand, der bis in die Anfänge ihrer Unabhängigkeit vor zwei Jahrzehnten zurückreicht, ist jetzt ein wahrlich gescheiterter Staat mit ihrer Wirtschaft im freien Fall, einer Region, die sich verabschiedet hat und weiteren zwei, die sich in offener Rebellion befinden, mit einem großen Teil des Landes, das durch von Oligarchen finanzierte Todesschwadrone terrorisiert wird, und mit einigen von den Amerikanern erkorenen Marionetten, die nominell die Macht haben, aber in ihren Stiefeln davor zittern, was als nächstes kommen wird. Syrien und Irak, in denen es damals geköchelt hat, stehen jetzt im vollen Krieg, mit großen Teilen von beiden unter Kontrolle des Islamischen Kalifats, welches mit Hilfe der Vereinigten Staaten von Amerika gebildet und mit in den Vereinigten Staaten von Amerika hergestellten Waffen im Wege des Iraks ausgerüstet worden war. Das Nach-Gaddafi-Libyen scheint an der Einrichtung eines eigenen Islamischen Kalifats zu arbeiten. Vor diesem Hintergrund eines profunden Scheiterns ihrer Außenpolitik sahen die Vereinigten Staaten von Amerika sich veranlasst, Russland zu beschuldigen, Soldaten an der „Türschwelle der NATO“ zu haben, als hätte das nichts mit der Tatsache zu tun, dass die NATO nach Osten expandiert ist, bis an die Grenzen Russlands. Es überrascht nicht, dass die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Russland jetzt an einem Punkt angelangt sind, wo die Russen es angebracht fanden, eine scharfe Warnung abzugeben: weitere Erpressungsversuche des Westens könnten zu atomarer Konfrontation führen.
Das amerikanische Verhalten in dieser Abfolge von Niederlagen war bemerkenswert gleichbleibend, wobei das durchgehende Element in ihrer glatten Weigerung bestand, sich der Realität in irgendeiner Weise zu stellen. Nicht anders als zuvor sind die Amerikaner in Syrien auf der Suche nach gemäßigten prowestlichen Islamisten, die bereit sind zu tun, was die Amerikaner wollen (die Regierung von Bashar al-Assad stürzen), aber nicht alle ungläubigen Eindringlinge vernichten, die sie in die Finger kriegen. Die Tatsache, dass derartige gemäßigte prowestliche Islamisten nicht zu existieren scheinen, wirkt sich auf die amerikanische Strategie in der Region in keiner Weise aus.
Desgleichen ist die Tatsache, dass die beträchtliche amerikanische Investition in „Freiheit und Demokratie,” oder „offene Gesellschaft,“ oder was immer auch, eine Regierung hervorgebracht hat, die von Faschisten dominiert wird, und Bürgerkrieg, laut den Amerikanern nur russische Propaganda. Unter dem Banner von Hitlers ukrainischer SS-Division herumzustolzieren und Nazikollaborateure als Nationalhelden zu feiern überzeugt sie einfach nicht. Was müssen diese Nazis tun, um zu belegen, dass sie richtige Nazis sind, Öfen bauen und Juden verbrennen? Nur Menschen zu massakrieren, indem ein Gebäude in Brand gesteckt wird, was sie in Odessa machten, oder unbewaffnete Zivilisten in den Rücken zu schießen und sie in Massengräber zu werfen wie in Donetsk scheint nicht zu reichen. Die Tatsache, dass viele Menschen sich geweigert haben, von Nazistrolchen beherrscht zu werden und sich erfolgreich dagegen gewehrt haben, brachte die Amerikaner dazu, sie als „prorussische Separatisten“ zu bezeichnen. Das wiederum wurde benutzt, um die Probleme in der Ukraine Russland in die Schuhe zu schieben und Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Die Sanktionen würden überdacht, wenn Russland seine Soldaten aus der Ukraine zurückzieht. Das Problem ist, dass es keine russischen Soldaten in der Ukraine gibt.
Beachten Sie, dass diese Art von Verhalten nicht neu ist. Die Amerikaner überfielen Afghanistan, weil die Taleban nicht Osama Bin Laden (der ein CIA-Agent war) ausliefern wollten, solange die Amerikaner keine Beweise für seine Beteiligung an 9/11 vorlegten - die es nicht gab. Die Amerikaner überfielen den Irak, weil Saddam Hussein nicht seine Waffen der Massenvernichtung herausrückte – die es nicht gab. Sie überfielen Libyen, weil Muammar Gaddafi offizielle Positionen nicht aufgeben wollte – die er nicht innehatte. Sie waren bereit, Syrien zu überfallen, weil Bashar al-Assad chemische Waffen gegen seine eigenen Leute eingesetzt hatte - was er nicht getan hatte. Und jetzt verhängten sie Sanktionen gegen Russland, weil Russland die Ukraine destabilisiert und überfallen hat – was es ebenfalls nicht getan hat. (Das haben die Vereinigten Staaten von Amerika gemacht.)
Die Sanktionen gegen Russland weisen einen zusätzlichen Zug von Irrationalität auf, weil sie „zurückschlagen“ und den Westen treffen, während sie der russischen Regierung den Anstoß geben zu tun, was sie die ganze Zeit schon machen wollte. Die Sanktionen beeinträchtigten die Rechte einer Reihe von russischen Geschäftsleuten und Regierungsvertretern, die prompt ihr Geld aus den Banken des Westens abzogen, ihre Kinder aus westlichen Schulen und Universitäten herausnahmen und alles mögliche unternahmen, um zu demonstrieren, dass sie gute russische Patrioten sind und keine amerikanischen Lakaien. Die Sanktionen betrafen eine Reihe von russischenEnergiekonzernen, indem sie diese von westlichen Technologie- und Finanzquellen abschnitten, aber das wird in erster Linie die Einnahmen westlicher Energiekonzerne treffen, während es deren chinesischen Konkurrenten hilft. Es gab sogar einige Drohungen, Russland vom SWIFT-System abzuschneiden, was den Geldtransfer zwischen Russland und dem Westen sehr schwierig gemacht hätte, aber diese Drohungen bewirkten stattdessen, dass Russland den Anstoß bekam, sein eigenes RUSSWIFT-System einzuführen, das sogar den Iran einschließen wird, was zukünftige amerikanische Bemühungen bei der Verhängung finanzieller Einschränkungen neutralisieren wird.
Die Sanktionen sollten wirtschaftlichen Schaden verursachen, aber die Bemühungen des Westens, Russland kurzfristigen wirtschaftlichen Schaden zuzufügen, scheitern. In Verbindung mit einer signifikanten Senkung des Ölpreises sollte das alles Russland finanzpolitisch schädigen, aber nachdem die Sanktionen dazu führten, dass auch der Rubel gesunken ist, ist das Nettoergebnis bei den russischen Staatsfinanzen nicht der Rede wert. Die Erdölpreise sind niedriger, aber teilweise dank der Sanktionen steht auch der Rubel niedriger, und nachdem die Einkünfte aus dem Erdöl noch immer weitgehend in Dollar berechnet werden, bedeutet das, dass Russlands Steuereinnahmen ungefähr gleich groß sind wie davor. Und nachdem russische Ölgesellschaften im Ausland Dollars einnehmen, aber im Inland Rubel ausgeben, bleiben ihre Produktionsbudgets unbeeinflusst.
Die Russen reagierten auch durch die Verhängung einiger Gegensanktionen und setzten einige schnelle Maßnahmen, um den Effekt der Sanktionen zu neutralisieren. Russland verbot den Import von Produkten aus der Europäischen Union – zum Schrecken der dortigen Bauern. Besonders betroffen waren die EU-Mitglieder, die besonders antirussisch sind: die baltischen Staaten, die sofort einen großen Teil ihres Bruttoinladprodukts los waren, gemeinsam mit Polen. Eine Ausnahme gibt es für Serbien, das sich weigerte, sich an den Sanktionen zu beteiligen. Hier ist die Botschaft einfach: es zählen Freundschaften, die schon viele Jahrhunderte lang gedauert haben; was die Amerikaner wollen, ist nicht was die Amerikaner bekommen; und die EU ist nichts als ein Stück Papier. Auf diese Weise treiben die Gegensanktionen Keile zwischen die Vereinigten Staaten von Amerika und die Europäische Union, und, innerhalb der EU, zwischen Osteuropa (das die Sanktionen am schwersten treffen) und Westeuropa, und, am wichtigsten, sie bringen die einfache Botschaft hinüber, dass die Vereinigten Staaten von Amerika nicht Europas Freund sind.
Es ist noch etwas anderes im Gang, das langfristig viel bedeutender sein wird: Russland hat verstanden und wendet sich ab vom Westen und dem Osten zu. Aus seiner offenen Herausforderung der amerikanischen Versuche, die Welt zu beherrschen, geht es über zum Aufbau von Handelsbeziehungen in der ganzen Welt, von der es ein großer Teil satt hat, Tribut an Washington zu bezahlen. Russland spielt die Schlüsselrolle bei der Einrichtung eines internationalen Banksystems, das den US-Dollar und die Notenbank der Vereinigten Staaten von Amerika umgeht. Bei diesen Bemühungen ist mehr als die Hälfte der Länder und Völker der Welt eindeutig auf der Seite Russlands und spendet laut Beifall. Somit hat das Bestreben, Russland zu isolieren, das Gegenteil des beabsichtigten Ergebnisses gebracht: es isoliert stattdessen den Westen vom Rest der Welt.
Auch in anderer Beziehung sind die Sanktionen nützlich. Das Importverbot für Nahrungsmittel aus der EU ist ein Segen für die inländische Landwirtschaft, während es auch einen politisch wichtigen Punkt klar macht: nimm keine Nahrung aus den Händen derjenigen, die dich beißen. Russland ist bereits einer der größten Getreideexporteure der Welt, und es gibt keinen Grund, warum es bezüglich der Nahrungsversorgung nicht völlig selbständig werden kann. Der Anstoß, sich angesichts des Vordringens der NATO an die Grenzen Russlands (es sind jetzt Soldaten der Vereinigten Staaten von Amerika in Estland stationiert, nur eine kurze Strecke entfernt von Russlands zweitgrößter Stadt St. Petersburg) wieder zu bewaffnen, bringt einigen notwendigen Anreiz für eine industrielle Neuentwicklung. Diese Runde militärischer Ausgaben wird etwas intelligenter geplant als in den sowjetischen Zeiten, da letztlich zivile Umsetzung von Anfang an Teil der Planung ist. Auf diese Weise wird Russland wahrscheinlich gleichzeitig mit den besten Kampfflugzeugen der Welt damit beginnen, zivile Flugzeuge für den Export zu bauen und mit Airbus und Boeing zu konkurrieren.
Aber das ist nur der Anfang. Die Russen scheinen endlich mitbekommen zu haben, in welchem Ausmaß das Spielfeld gegen sie geneigt war. Sie waren gezwungen, nach Washingtons Regeln auf zwei entscheidende Arten zu spielen: indem sie sich Washingtons Willen beugten, um ihre Kreditbewertungen bei den drei maßgeblichen westlichen Ratingagenturen hoch zu halten, um sich den Zugang zu westlichen Krediten zu sichern, und indem sie sich an das westliche Regelbuch hielten, wenn sie selbst Kredite vergaben, wodurch sie die Zinsraten im Inland künstlich hoch hielten. Das Ergebnis war, dass Firmen der Vereinigten Staaten von Amerika ihre Operationen billiger finanzieren konnten, was ihnen künstlich Vorteile im Wettbewerb verschaffte. Aber jetzt, wo Russland schnell daran arbeitet, aus dem System des US-Dollars herauszukommen, indem es den Handel auf der Basis von bilateralen Währungsvereinbarungen abwickelt (auf der Grundlage von Gold, falls es zu Unausgewogenheiten kommt), sucht es auch nach Möglichkeiten, die Banknotenpresse zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen. Bis jetzt lautete das von Washington erlassene Diktat: „Wir können soviel Geld drucken, wie wir wollen, aber ihr dürft das nicht machen, sonst werden wir euch vernichten.“ Diese Drohung klingt allerdings zunehmend hohl, und Russland wird seine Dollareinkünfte nicht mehr länger benutzen, um Schulden der Vereinigten Staaten von Amerika zu kaufen. Ein derzeit zur Diskussion stehender Vorschlag sieht vor, dass es unmöglich gemacht werden soll, für russische Erdölexporte mit einer anderen Währung als Rubel zu bezahlen, indem zwei Erdölagenturen eingerichtet werden, eine in St. Petersburg und die andere sieben Zeitzonen entfernt in Vladivostok. Ausländische Erdölkäufer müssten dann Petro-Rubel auf ehrliche Weise erwerben – durch gegenseitigen Handel, oder wenn sie nicht genügend nach Russland exportieren können, könnten sie für das Erdöl mit Gold bezahlen (so lange genügend da ist). Oder die Russen könnten einfach Rubel drucken, und, um sicher zu stellen, dass es dadurch nicht zu einer Inflation im Inland kommt, könnten sie einige Inflation exportieren, indem sie mit dem Erdölhahn spielen und mit den Exportpreisen für Erdöl. Und falls Leute wie George Soros beschließen, den Rubel zu attackieren in dem Bemühen, ihn zu entwerten, könnte Russland seine Währung einfach dadurch verteidigen, dass es eine Zeit lang weniger Rubel druckt – es besteht keine Notwendigkeit, Dollarreserven zu horten.
So weit sieht das alles aus wie typische wirtschaftliche Kriegsführung: die Amerikaner wollen alles bekommen, was sie wollen, indem sie Geld drucken, während sie jeden, der ihnen nicht gehorcht, in die Unterwerfung bombardieren oder sanktionieren, während der Rest der Welt versucht, sich gegen sie zu wehren. Aber Anfang 2014 hat sich die Situation geändert. Da gab es einen von den Vereinigten Staaten von Amerika angestifteten Staatsstreich in Kiew, und statt umzufallen und sich totzustellen wie es von ihnen erwartet wurde, brachten die Russen eine rasche und brilliant erfolgreiche Kampagne zur Zurückgewinnung der Krim auf die Beine und setzten dann erfolgreich die Junta in Kiew schachmatt, indem sie diese daran hinderten, die Kontrolle über das restliche ukrainische Territorium zu konsolidieren, indem sie Freiwillige, Waffen, Ausrüstung und humanitäre Hilfe über die grundsätzlich angenommene russisch-ukrainische Grenze hinein – und hunderttausende Flüchtlinge hinausließen und die ganze Zeit hindurch eine direkte militärische Konfrontation mit der NATO vermieden. Die russische Bevölkerung, die das alles in den abendlichen Nachrichten mitbekam, erwachte aus ihrer politischen Lethargie und verfolgte das Geschehen und ließ die Zustimmungsquoten für Putin in die Höhe schnellen.
Die „Optik” all dessen, wie sie im Weißen Haus gerne sagen, ist ziemlich bedenklich. Wir nähern uns dem 70. Jahrestag des Sieges im Zweiten Weltkrieg – ein bedeutsamer Anlass für die Russen, die stolz darauf sind, Hitler nahezu im Alleingang besiegt zu haben. Gleichzeitig haben die Vereinigten Staaten von Amerika (Russlands selbsternannter Erzfeind) diese Gelegenheit ergriffen, um das Monster des Nazismus wieder zu erwecken und direkt an Russlands Grenze (einige Russen/Ukrainer würden sagen innerhalb Russlands Grenzen) aufzupäppeln. Das erinnert wiederum die Russen an Russlands einzigartige historische Mission unter den Ländern der Welt: die Versuche aller anderen Länder zu durchkreuzen, die Weltherrschaft zu erringen, sei es das napoleonische Frankreich oder Hitlerdeutschland oder Obamas Amerika. Alle hundert Jahre oder so vergisst ein Land seine Geschichtslektionen und greift Russland an. Das Ergebnis ist immer das gleiche: Massen von leichenbedeckten Schneewächten, und dann russische Kavallerie, die in Paris einreitet, oder russische Panzer, die nach Berlin rollen. Wer weiß, wie es dieses Mal enden wird? Vielleicht werden es höfliche, gut bewaffnete Männer in grünen Uniformen ohne Abzeichen sein, die in den Straßen von Brüssel und Washington, DC patrouillieren. Nur die Zeit wird es erweisen.
Man möchte meinen, dass Obama es bereits übertrieben hat und sich entsprechend benehmen sollte. Seine Popularität zuhause entspricht etwa dem Gegenteil von der Putins, was ungefähr heißt, dass Obama zwar noch immer beliebter ist als Ebola, aber nicht viel. Er bringt nichts mehr zustande, egal wie nutzlos oder aussichtslos, und seine Anstrengungen im Inland wie im Ausland waren eine ziemliche Katastrophe. Was beschließt also dieser zum Maskottchen umgewandelte Sozialarbeiter zu tun? Wie die Russen das sehen, hat er beschlossen, Russland den Krieg zu erklären. Falls Sie das versäumt haben, hören Sie sich seine Rede vor der UNO-Generalversammlung an, die auf der Website des Weißen Hauses zu finden ist. Er platzierte Russland direkt zwischen Ebola und ISIS unter die drei größten Bedrohungen, vor denen die Welt steht. Aus der Sicht der Russen liest sich seine Rede wie eine Kriegserklärung.
Es ist eine neue Art von Krieg, zusammengewürfelt aus verschiedenen Komponenten. Es ist kein totaler Krieg auf Leben und Tod, obwohl die Vereinigten Staaten von Amerika eher unvorsichtig sind bei der Vermeidung einer atomaren Konfrontation, gemessen an den alten Standards des Kalten Kriegs. Es ist ein Informationskrieg - auf der Basis von Lügen und ungerechtfertigter Herabwürdigung; es ist ein Finanz- und Wirtschaftskrieg – bei dem Sanktionen eingesetzt werden; es ist ein politischer Krieg – zu dem der gewaltsame Sturz von gewählten Regierungen und die Unterstützung feindseliger Regimes an Russlands Grenzen gehören; und es ist ein militärischer Krieg – unter Einsatz ineffektiver, aber nichtsdestotrotz beleidigender Schritte wie der Stationierung einer Handvoll von Soldaten der Vereinigten Staaten von Amerika in Estland. Und die Ziele dieses Kriegs sind klar: es geht darum, Russland wirtschaftlich zu unterminieren, politisch zu vernichten, geografisch zu zerstückeln und zu einem gefügigen Vasallenstaat zu machen, der dem Westen natürliche Ressourcen praktisch kostenfrei überlässt (mit Ausnahme einiger Kuchenstücke für eine Handvoll russischer Oligarchen und krimineller Mitspieler). Aber es sieht nicht so aus, als würde es dazu kommen, weil wie man sieht ene Menge von Russen das alles tatsächlich mitbekommen und Führer wählen werden, die zwar nicht sehr beliebt im Westen sein werden, die sie aber zum Sieg führen werden.
Ausgehend von dem Verständnis, dass sich die Vereinigten Staaten von Amerika und Russland, ob es einem passt oder nicht, im Kriegszustand befinden, egal wie undurchsichtig oder verworren, versuchen die Menschen in Russland zu verstehen, warum das so ist und was das bedeutet. Offensichtlich haben die Vereinigten Staaten von Amerika Russland als Feind betrachtet seit etwa der Zeit der Revolution von 1917, wenn nicht schon früher. Zum Beispiel ist bekannt, dass nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Amerikas militärische Planer daran dachten, einen atomaren Schlag gegen die Sowjetunion zu führen, und das einzige, was sie zurückhielt die Tatsache war, dass sie nicht genügend Bomben besaßen, was heißt, das Russland ganz Europa eingenommen hätte, ehe die Auswirkungen der Atomschläge es davon abhalten hätten können (Russland verfügte damals über keine Atomwaffen, aber massenhaft konventionelle Kräfte direkt im Herzen Europas).
Aber warum wurde der Krieg jetzt erklärt und warum wurde er erklärt von diesem Sozialarbeiter, der zum nationalen Irreführer geworden ist? Einige eifrige Beobachter erwähnten seinen Slogan „der Mut zur Hoffnung“ und mutmaßten, dass diese Art von „Verwegenheit“ (die auf russisch ganz nach „Dummheit“ klingt) ein zentrales Element seines Charakters sein könnte, das ihn Führer des Universums sein wollen lässt, wie Napoleon oder Hitler. Andere nahmen sich das Wahlkampfgeschwafel aus seiner ersten Präsidentenwahl vor (welches einfältige junge Amerikaner so anfeuerte) und fanden heraus, dass er nette Sachen zu sagen hatte über verschiedene Kalte Krieger. Glauben Sie, dass Obama vielleicht ein Schüler der Geschichte und ein gewitzter Politiker aus eigenem ist? (Mit dieser Frage erntet man üblicherweise Gelächter, weil die meisten Leute wissen, dass er nur ein Dummkopf ist und nachplappert, was ihm seine Berater vorsagen.) Hugo Chavez nannte ihn einmal „eine Geisel im Weißen Haus“ und lag damit nicht weit daneben. Warum sind also seine Berater so scharf darauf, gegen Russland in den Krieg zu ziehen, gerade jetzt, in diesem Jahr?
Ist es deswegen, weil die Vereinigten Staaten von Amerika schneller zusammenkrachen, als es sich die meisten Menschen vorstellen können? Die Begründung dafür sieht so aus: das amerikanische Modell der Beherrschung der Welt durch militärische Aggression und uneingeschränktes Drucken von Geld scheitert vor unseren Augen. Die Öffentlichkeit hat kein Interesse an weiteren „Stiefeln auf dem Boden,“ Bombenkampagnen schaffen es nicht, Militante unter Kontrolle zu bringen, zu deren Organisation und Ausstattung die Amerikaner selbst beigetragen haben, die Hegemonie des Dollars schwindet mit jedem Tag, und der Federal Reserve gehen die magischen Kugeln aus und sie steht vor der Wahl, entweder den Aktienmarkt oder den Anleihenmarkt zusammenkrachen zu lassen. Um diese Abfahrt hinunter in die finanzielle/wirtschaftliche/politische Bedeutungslosigkeit aufzuhalten oder ihr zumindest zuvorzukommen, müssen die Vereinigten Staaten von Amerika schnell handeln, um jede konkurrierende Wirtschaft auf der Welt mit allen Mitteln zu unterminieren, die ihnen noch zur Verfügung stehen, sei es eine Bombenkampagne, eine Revolution oder eine Pandemie (obwohl letztere ziemlich schwer unter Kontrolle zu bringen sein kann). Russland ist ein offenkundiges Ziel, weil es das einzige Land der Welt ist, das den Grips hatte, tatsächlich internationale Führungskraft zu beweisen, indem es sich den Vereinigten Staaten von Amerika entgegenstellte und diese niederrang; deswegen muss Russland als erstes bestraft werden, um die anderen bei der Stange zu halten.
Ich widerspreche dieser Argumentation nicht, möchte aber etwas hinzufügen.
Erstens geht es bei der amerikanischen Offensive gegen Russland und den größten Teil des Restes der Welt um Dinge, die die Amerikaner gerne „Fakten auf dem Boden” nennen, und diese zu schaffen braucht Zeit. Die Welt wurde nicht in einem Tag gemacht, und sie kann auch nicht in einem Tag zerstört werden (außer man benutzt atomare Waffen, aber in diesem Fall gibt es keine Siegesstrategie, auch nicht für die Vereinigten Staaten von Amerika). Das gesamte finzielle Kartenhaus jedoch kann ziemlich schnell zerstört werden, und hier kann Russland eine Menge erreichen, ohne viel zu riskieren. Finanziell gesehen ist Russlands Position dermaßen solid, dass nicht einmal die drei westlichen Kreditratingagenturen sich getrauen, Russlands Rating herunterzustufen, ungeachtet der Sanktionen. Das ist ein Land, das aggressiv seine Schulden im Ausland begleicht, über einen rekordverdächtig hohen Budgetüberschuss verfügt, eine positive Zahlungsbilanz aufweist, physische Goldreserven anhäuft, und bei dem kein Monat vorbeigeht, ohne dass es ein größeres internationales Handelsabkommen abschließt (das den US-Dollar umgeht). Im Vergleich dazu sind die Vereinigten Staaten von Amerika ein wandelnder Todeskandidat: wenn sie nicht weiterhin Monat für Monat Billionen Dollars an kurzfristigen Darlehen zu rekordverdächtig niedrigen Zinssätzen umwälzen können, dann wären sie nicht imstande, die Zinsen für ihre Schulden oder ihre Rechnungen zu bezahlen. Leb wohl Wohlfahrtsstaat, grüß euch Aufstände. Lebt wohl Militärkontrahenten und Bundessicherheitsbehörden, grüß euch Chaos und offene Grenzen. Derzeit erfordert „Fakten auf dem Boden“ zu ändern physische Aktionen, während die Auslösung einer finanziellen Stampede zu den Ausgängen nur jemanden braucht, der laut und genügend furchterregend „Buh“ ruft.
Zweitens ist zu beachten, dass gegenwärtig die amerikanische beherrschende Elite nahezu zur Gänze senil ist. Die Älteren scheinen tatsächlich senil im medizinischen Sinn zu sein. Nehmen Sie Leon Panetta, den ehemaligen Verteidigungsminister: er hat gerade sein neues Buch herausgebracht, und er beschuldigt darin noch immer Syriens Präsident Bashar al-Assad, seine eigenen Leute vergast zu haben! Mittlerweile weiß jeder, dass das ein Angriff unter falscher Flagge war, ausgeführt von einigen ahnungslosen syrischen Rebellen mit saudischer Hilfe, um als Vorwand für die Vereinigten Staaten von Amerika herzuhalten, Syrien zu bombardieren – wieder einmal der alte Unsinn mit den „Massenvernichtungswaffen.“ (So nebenbei scheint diese Art von hirnlosem sturem Beharren auf einer falschen Begründung wirklich ein Zeichen von Senilität zu sein.) Dieser Plan ging nicht auf, weil Putin und Lavrov intervenierten und Assad schnell überzeugten, seine nutzlosen Bestände an chemischen Waffen aufzugeben. Die Amerikaner waren wütend. Jeder kennt daher diese Geschichte – außer Panetta. Man sieht, dass ein amerikanischer Regierungsvertreter nicht weiß, wie er damit aufhören soll, sobald er zu lügen begonnen hat. Die Geschichte beginnt immer mit einer Lüge, und wenn dann Fakten auftauchen, die der anfänglichen Geschichte widersprechen, werden sie einfach ignoriert.
So viel zur senilen alten Garde, aber wie sieht es mit ihren Nachfolgern aus? Das Paradebeispiel für die Jungen ist Hunter Biden, Sohn des Vizepräsidenten, der letzten Sommer eine Reise in die Ukraine unternahm und unbeabsichtigt auf einem Sitz im Vorstand des größten Erdgaskonzerns der Ukraine (der nicht mehr viel Gas übrig hat) landete. Es wurde gerade bekannt, dass er wegen Kokainkonsums aus der Marine ausgeschlossen wurde. Zusätzlich zu den vielen schon im Vorhinein Erkorenen, wie dem Sohn des Vizepräsidenten, gibt es noch viele Ställe voller eifrig blökender Absolventen der Eliteuniversitäten, die auf Posten in hohen Positionen vorbereitet werden. Das sind Professor Deresiewicz’s „exzellente Schafe“.
Es gibt nicht viel, was diese Leute, jung oder alt, dazu bringen kann, darauf zu reagieren. Internationale Peinlichkeit, militärische Niederlage, humanitäre Katastrophe – alle diese Dinge prallen ab von ihnen und bleiben an dir kleben, weil du sie erwähnt hast und nur negativen Einfluss auf ihre rosarote Sichtweise über sich selbst ausübst. Der einzige Schlag, den sie wirklich spüren, ist ein Schlag gegen die Brieftasche.
Was uns wieder zurück bringt zu meinem ersten Punkt: „BUH!”