2011-11-02

Stadien des Kollaps Revidiert: „An der Brieftasche verwachsen“

[Stages of Collapse Revised: “Joined at the Wallet”]

Meine nette, geordnete Taxonomie des Kollaps, „Die Fünf Stadien des Kollaps“, wurde allein auf meinem Blog mehr als 70,000 mal gelesen seit ich ihn im Februar 2008 veröffentlicht habe. Der Artikel ist immer noch populär: alleine in diesem Jahr gab es über 10,000 Hits auf der Seite. Die Leute müssen ihn immer noch für hilfreich halten.

Und doch verläuft der Kollaps bisher nicht nach Plan. Was mich bewog den Artikel zu schreiben war der finanzielle Zusammenbruch von 2008, der zunächst nach einem Schachmatt für die westliche Finanzwelt aussah. Davon gehe ich immer noch aus. Damals schrieb ich über den „credit event“ von 2008:

Die Regierung könnte als Reaktion einige hilfreiche Predigten über „der Sünde Lohn“ halten und ein paar Suppenküchen und Absteigen an verschiedensten Orten, darunter auch an der Wall Street, eröffnen. Die Nachricht wäre:“ Ihr, die ehemals Schuld- und Spielsüchtigen, habt es wie man so sagt 'verbockt' und dies wird euch eine Lange Zeit leidtun. Wir werden euch nie wieder in die Nähe des großen Geldes lassen. Schafft eure Hintern in die Suppenküche und bringt euren eigenen Napf mit, denn wir waschen nicht ab.“ Das Ergebnis wäre ein stabiler Kollaps im ersten Stadium – die Zweite Große Depression.

Das ist allerdings unwahrscheinlich, denn die US Regierung ist nun mal der Schuld- und Spielsüchtige Nummer eins. Als Individuen können wir noch so tugendhaft sein die Regierung wird dennoch exorbitante Schulden in unserem Namen anhäufen. Jede Ebene der Regierung, von lokaler Verwaltungen und Behörden die den Kreditmarkt zum finanzieren öffentlicher Dienstleistungen und Aufträge benötigen, bis hin zur Bundesregierung, die für ihre endlosen Kriege auf ausländische Investitionen angewiesen ist, ist von privaten Schulden abhängig. Sie wissen dass sie nicht aufhören können Schulden zu machen, also werden sie alles in ihrer Macht tun das Spiel so lange wie möglich am Laufen zu halten.
Ich dachte zwar der Regierungsintervention ins private Finanzwesen die Qualen etwas verlängern würden; doch dass sie sie bis zum Tod der Regierungen selbst verlängern würde hätte ich nicht erwartet.

Der Effekt der Einmischung in den USA und Europa war das Niederreißen jedweden Schutzwalls zwischen privaten und öffentlichen Finanzen, mit dem Ergebnis das wir uns zwei monströsen, furchtbar kranken, siamesischen Zwillingen gegenüber sehen. Der Tod des einen bedeutet den sicheren Tod des anderen. Sie mit einem Hackbeil zu trennen wäre zwecklos: sie würden nur rote Tinte bluten und früher sterben als sie es ohnehin müssen.

Vielleicht wäre ihr frühzeitiger Tod hilfreich. Jetzt, da es mit wirtschaftlichem Wachstum so gut wie aus und vorbei ist, stellt die Großfinanz und hohe Politik nur ein Hindernis dar für ein geordnetes Einschrumpfen der Weltwirtschaft. Was ich mit einem „geordneten Einschrumpfen“ meine, ist ein Prozess bei dem die Wirtschaft in einem gesunden Maße schrumpft, bei etwa der Rate, die man einst als gesunde Wachstumsrate bezeichnet hat. Aber auf eine Weise die es den meisten Menschen erlaubt zu überleben, indem man einige Notwendigkeiten zur Verfügung stellt. So etwa Nahrung, Unterkunft, Sicherheit, der Zugang zu Medizinischer Versorgung, die Möglichkeit Kinder groß zuziehen und so weiter.

Die endlosen, leidenschaftlichen Gebete, für nicht existentes und physikalisch unmögliches Wachstum, sind verräterisch: Ohne Wachstum muss man die befristeten Tricks der Regierungen und Geldinstitute die das Spiel am Leben halten als unbefristet erachten, und unbefristet funktionieren sie nicht. Da gäbe es z.B. den „versteckt den Dreck“ Trick für die Bilanzen der Zentralbanken. Der würde funktionieren wenn der Dreck irgendwann wieder etwas wert wäre, was mit Wirtschaftswachstum denkbar wäre. Ohne ihn bleibt es Dreck.

Ein anderer Trick ist die massive Aufstockung der Rettungsschirme unter Garantieversprechen seitens der Regierungen; Dieser Trick könnte funktionieren, wenn das Wachstum wieder anziehen würde, denn dann würden die Garantien niemals in Anspruch genommen. So wie es steht werden sie aber garantiert in Anspruch genommen. Und da die öffentlichen Gelder hinter den Garantien nicht existieren, dürfte die Behauptung, dass Billionen an Rettungsgeldern zur Verfügung stehen, sicherlich schnell seine Wirkung verlieren.

Ich hätte mir eine geordnete Kaskade kollabierender Institutionen gewünscht, mit genügend Abstand zwischen den Ereignissen, damit sich allgemeine Psyche und Habitus an die neue Realität anpassen können. Doch die fast vier verschwendeten Jahre, in denen die Finanzwelt und Regierung nun schon auf eine Zukunft setzen die nicht existieren kann, und dabei jeden Einsatz verdoppeln den sie verlieren, haben diese Hoffnung zerschlagen. Ich denke der Effekt wird lediglich der sein, dass sich finanzieller und politischer Kollaps in einer einzigen chaotischen Periode verdichten. Der wirtschaftliche Zusammenbruch wird dann nicht lange auf sich warten lassen, denn der globale Handel ist vom globalen Finanzwesen abhängig, und sobald internationale Kredite austrocknen fahren Tanker und Frachter nicht mehr. Kurz danach gehen die Lichter aus.

„Die Fünf Stadien des Kollaps“ war eine nette Theorie. Ach hätten wir doch nur so viel Glück gehabt! Ich schreibe das um Sie zu warnen: erwarten Sie besser nichts derart geordnetes.